Das lernen Kinder von Elfie Donnellys neuer Figur

Berlin – Er trägt knallrote Haare, stottert und hat bei einer Prügelei seine beiden Vorderzähne verloren: Draculino, die neue Hörspielfigur von Benjamin-Blümchen-Erfinderin Elfie Donnelly, wird von den anderen Kindern im italienischen Waisenhaus gehänselt und gemobbt.

Wie dem siebenjährigen Kerlchen, der in Wahrheit Luca Natale heißt, geht es in der realen Welt vielen Kindern. Was in solchen Situationen hilft, erklärt die in England geborene und in Wien aufgewachsene Buch- und Hörspiel-Autorin im Interview mit dem dpa-Themendienst.

Kinder können oft grausam sein. Die Opfer fühlen sich dann ohnmächtig. Wie können Erwachsene darauf reagieren?

Elfie Donnelly: Es ist notwendig, dass Eltern, Lehrer und Erzieher voll hinter dem Kind stehen und Klagen über Mobbing nicht einfach abtun. Sie sollten aufmerksam sein und schauen, was sich im Verhalten des Kindes ändert. Manchmal wird ja Mobbing von den Erwachsenen gar nicht bemerkt.

Kinder müssen Vertrauen zu den Erwachsenen haben können, um sich ihnen zu öffnen. Sie müssen ermutigt werden, über alles zu sprechen, was ihnen passiert.

Aber das löst das Problem ja noch nicht, oder?

Donnelly: Es trägt dazu bei, das kindliche Selbstbewusstsein zu fördern. Kinder müssen in ihrem Ego gestärkt werden.

Was können Eltern dabei falsch machen?

Donnelly: Eltern sollten nicht alles für bare Münze nehmen, was ihnen von anderer Seite über ihre Kinder berichtet wird, sie müssen nachhaken. Kinder müssen lernen, dass sie sich nicht alles gefallen lassen müssen. Sie sollten von den Eltern und Erziehern ermutigt werden, dass sich beschweren auch erlaubt ist und nichts mit petzen zu tun hat.

Bei meinem Waisenjunge Draculino ist eben so, dass ihn erstmal nur seine Freundin Mila verteidigt. Sie ist ein syrisches Flüchtlingskind und ein Beispiel dafür, wie sich ein Kind für ein anderes einsetzt. Sie nimmt dabei teilweise ja fast schon die Elternstelle ein.

Sollten Eltern dabei sein, wenn Kinder einem Hörbuch oder Hörspiel lauschen?

Donnelly: Ich finde, dass Eltern immer dabei sein sollten, wenn Kinder neue Geschichten hören. Man weiß ja nie, was mit dem Nachwuchs passiert, wie die Kleinen auf neue Eindrücke reagieren. In Draculino etwa gibt es wenig Schreckenerregendes. Es gibt aber bestimmt Spannungsmomente, in dem die Kinder mitfiebern – wie wird es dem Jungen ergehen, wird er unbeschadet bleiben?

Dann ist es das Beste, wenn ein Kind sich an eine starke Schulter lehnen kann. Egal, ob es die Schulter von Geschwistern, Freunden oder Eltern ist. Ich finde es schrecklich, Kinder einfach vor audiovisuellen Medien zu parken. Kinder sollten immer begleitet werden.

In Ihren Geschichten werden die Figuren ja von tollen Profis mit schauspielerischem Talent gesprochen. Sollten Eltern viele Hörspiele studieren und sich davon eine Scheibe abschneiden?

Donnelly: Das Wichtigste ist, dass Eltern selbst an der jeweiligen Geschichte Spaß haben und sich an die eigene Kindheit erinnern. Am Schönsten ist es, wenn sie das Kind in den Arm kuscheln lassen und dann einfach viel Wärme in die Stimme legen. Wenn Kinder die Liebe spüren, sind sie nicht so anspruchsvoll – da können die Eltern auch ruhig stottern.

Zur Person: Elfie Donnelly hat neben Benjamin Blümchen auch die Hörspielfiguren Bibi Blocksberg, Elea Eluanda und Karla Kolumna erfunden. Sie war in erster Ehe mit Löwenzahn-Moderator Peter Lustig verheiratet. Draculino ist dem gemeinsamen Sohn Momme Pavi Lustig gewidmet. Heute lebt Elfie Donnelly mit ihrem Mann Paul Arató in Lissabon und auf Ibiza.

Fotocredits: Fabian Sommer
(dpa/tmn)

(dpa)

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