Enkelbetreuung hält Oma und Opa jung

Berlin/Bonn – Vielleicht liegt es an der Bewegung auf dem Spielplatz, die gut ist für das Herz-Kreislauf-System. Oder am Geschichten erzählen, das geistig fit hält. Jedenfalls sieht es so aus, als lebten Großeltern, die sich um ihre Enkel kümmern, länger.

Allerdings gilt in dem Fall nicht: Viel hilft viel. Wer sich permanent einbringt, tut sich keinen Gefallen. Der Mittelweg ist wie so oft der beste.

Prof. Dr. Ralph Hertwig vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung hat gemeinsam mit Kollegen Daten der sogenannten Berliner Altersstudie ausgewertet. Das Ergebnis: Von den Großeltern, die sich um ihre Enkelkinder kümmerten, lebten zehn Jahre nach der ersten Datenerhebung noch die Hälfte. Von den Senioren, die sich nicht für Enkelkinder engagierten, war die Hälfte bereits nach fünf Jahren gestorben.

«Daraus aber zu schließen „Je mehr ich helfe, desto länger lebe ich“, ist falsch», warnt Hertwig. So zeigten frühere Untersuchungen bereits: Für Großeltern, die ihre Enkelkinder rund um die Uhr betreuen, gilt der Effekt nicht. Denn im Übermaß erzeugt die Enkelbetreuung Stress.

Wo die Belastungsgrenzen liegen, ist unterschiedlich. «Es gilt, das goldene Mittelmaß zu finden», sagt Hertwig. Dann können Großeltern vom Kümmern um die Enkelkinder profitieren. Allerdings gilt auch dies vermutlich nur unter bestimmten Umständen: So sollte die Motivation zur Hilfe von innen heraus kommen. «Wer eine Gegenleistung erwartet, kann beim Ausbleiben dieser schnell frustriert sein», sagt der Psychologe.

Erhard Hackler ist Geschäftsführer der Deutschen Seniorenliga und selbst Großvater. Er spricht aus Erfahrung und findet, dass die Betreuung von Enkelkindern Körper und Geist fit hält: «Man macht einfach alles mit. Egal, ob es Fangenspielen oder Schwimmengehen ist. Ohne Enkel würde man das eher nicht tun.»

Trotzdem ist es in Ordnung, wenn Großeltern sich nicht ständig um ihre Nachkommen kümmern wollen. Das sollte man gegenüber dem eigenen Kind offen zugeben, rät Hackler: «Man kann sagen: Wir lieben die Enkelkinder, aber wir haben schon dich großgezogen und brauchen jetzt unsere Freiräume.»

Umgekehrt kann auch profitieren, wer selbst keine Enkelkinder hat: Denn auch anderes soziales Engagement wird mit einer höheren Lebenserwartung in Verbindung gebracht. «Wichtig für ein gutes langes Leben ist vor allem das Gefühl, gebraucht zu werden», sagt Prof. Dr. Christoph Englert vom Leibniz-Institut für Alternsforschung. Deshalb ist es wichtig, auch im Alter eine Aufgabe zu haben. Das kann die Enkelbetreuung sein – muss es aber nicht.

Natürlich hängen Gesundheit und Lebenserwartung noch von weiteren Faktoren ab. Nicht alle lassen sich beeinflussen – aber einige schon: «Als erstes sollte man mit dem Rauchen aufhören – das befördert schnelles Altern», sagt Englert. Wer sich dann noch gesund ernährt und aktiv bleibt, steigert seine Chancen auf ein langes Leben. Auch eine feste Partnerschaft erhöhe gerade bei Männern die Lebenserwartung.

Fotocredits: Silvia Marks,Nadine Grimm,Norbert Michalke
(dpa/tmn)

(dpa)

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