Gift für die Liebe: Eifersucht zerfrisst die Beziehung

Frankfurt/Main – Am Anfang wirkte es noch harmlos. Das dachte die Frau, als sie sich mit dem Nachbarn unterhielt – und ihr Partner ihr später Vorhaltungen machte. Als sie an einem Abend später als sonst nach Hause kommt, unterstellt er ihr eine Affäre. Irgendwann ist sie nur noch genervt.

«Eifersucht ist wie ein Gift», sagt Christine Backhaus, Psychologin in Frankfurt. Es untergräbt eine Partnerschaft, die auf Vertrauen basiert, und führt schlimmstenfalls sogar zum Beziehungsaus. Etwa dann, wenn die Eifersucht regelrecht zur Sucht wird. Oft leiden die Eifersüchtigen selbst unter ihrem kontrollsüchtigen Verhalten.

Zum einen entsteht Eifersucht aus der Angst, den Partner zu verlieren. «Eifersucht hat nichts, aber auch gar nichts mit Liebe zu tun», stellt Diplom-Psychologin Birgit Spieshöfer aus Verden klar. Vielmehr ist Eifersucht Ausdruck eines eher geringen Selbstwertgefühls. Betroffene glauben, nicht attraktiv, nicht intelligent oder nicht liebenswert genug für den Partner zu sein – und sehen jeden, der oder die genau diese Eigenschaften hat, als eine Gefahr an. «Ursache können auch traumatische Erlebnisse sein», sagt Backhaus. Mitunter reichen sie bis in die Kindheit zurück. Vielleicht hat der oder die Betroffene nicht genügend Zuwendung im Elternhaus erfahren und fühlt sich daher der Liebe eines anderen nicht würdig.

Es kann aber auch sein, dass die Ursache für die Eifersucht in einer früheren Beziehung wurzelt. Vielleicht hatte sich der damalige Partner einen Seitensprung erlaubt. Jetzt plagt einen die Angst, dass auch der neue Partner einen verlässt. Krankhaft Eifersüchtige sagen außerdem oft, dass sie gar nicht verstehen können, was der Partner an ihnen findet – schließlich sind andere attraktiver. Was also tun? «In jedem Fall sollte man in sich gehen und der Ursache auf den Grund gehen.», rät Moritz Ischebeck. Er arbeitet als Psychotherapeut in Berlin.

«Betroffene sollten sich fragen, auf was konkret sie eigentlich eifersüchtig sind», rät Spieshöfer. Liegt es etwa daran, dass die Frau, mit der der Partner gerade lacht, in den eigenen Augen eine tolle Figur hat – während man sich selbst zu seinem Leidwesen übergewichtig findet? Oder ist der Partner eifersüchtig, weil seine Frau sich angeregt mit einem anderen unterhält, der einen Doktortitel trägt – den man selbst nur zu gerne hätte?

Um sein eigenes Selbstwertgefühl zu stärken, muss man lernen, sich so anzunehmen, wie man ist: «Erst wenn ich mich selbst liebe, bin ich nicht mehr abhängig davon, von jemand anderem geliebt zu werden», sagt Spieshöfer. Dazu gehört aber nicht nur, sich seine Schwächen einzugestehen, sondern auch, sich seiner Vorzüge bewusst zu werden. «Ein Weg kann sein, sich hinzusetzen und für sich aufzuschreiben, wer man ist und was genau einen liebenswert macht», erklärt Backhaus. Erst wenn einem selbst die eigenen Vorzüge bewusst sind, kann man nachvollziehen, dass der Partner einen liebt und einem vertraut.

Hält man sich indes selbst nicht für liebenswert, dann werden immer wieder Zweifel an der Liebe des Partners aufkeimen. Oft ist nicht der Partner der Auslöser für Eifersucht, sondern es sind die eigenen Ängste, sagt Ischebeck. Ein Partner, der mit der krankhaften Eifersucht des anderen konfrontiert ist, sollte eindeutige Signale aussenden und dem anderen zu verstehen geben: «Ich liebe Dich und möchte mit Dir zusammen sein. Du allein bist für Deine Eifersucht verantwortlich. Du musst etwas dagegen unternehmen – gegebenenfalls mit Hilfe eines Therapeuten.»

Und wenn es zwischendurch doch wieder passiert, dass mit einem die Fantasie durchgeht? Dann sollte man solche Gedankengänge bewusst durchbrechen und mehrmals zu sich selbst «Stopp» sagen, rät Backhaus. Stattdessen können sich Betroffene Fakten vor Augen führen – indem sie sich zum Beispiel Situationen trauter Zweisamkeit mit dem Partner in Erinnerung rufen.

Um das Selbstwertgefühl zu steigern, kann es auch helfen, Bestätigung über Hobbys zu finden. Oder auch mal Freunde ohne den Partner treffen. «Eifersucht lässt sich definitiv überwinden», glaubt Ischebeck.

Fotocredits: Christin Klose,www.psyconomy.de,Arne von Brill
(dpa/tmn)

(dpa)

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