Wann erzählen Frauen von ihrer Schwangerschaft?

Bonn – «Ich bin schwanger» – mit dieser Erkenntnis fängt es an. Teilen muss man sie nicht unbedingt gleich. Fast ein Drittel aller Schwangerschaften endet innerhalb der ersten drei Monate in einer Fehlgeburt.

Darum hat sich eine Art magische Grenze etabliert: Viele Frauen oder Paare berichten erst nach zwölf Wochen von ihrer Schwangerschaft. Aber muss man das unbedingt so machen? Ein Richtig oder Falsch gibt es nicht, sagt Angela Klein, die als leitende Psychologin im Bereich der Gynäkologischen Psychosomatik an der Uniklinik Bonn tätig ist. Jede Frau handle je nach Naturell und Vorgeschichte anders und müsse abwägen, was am besten zu ihr und der jeweiligen Situation passt.

Abhängig von Situation und Vorgeschichte

Frauen, die schon eine oder sogar mehrere Fehlgeburten erlitten haben, seien bei Folgeschwangerschaften vorsichtiger. «Andere platzen vor Glück und können kaum darauf warten, alle einzuweihen.» Auch die Hebamme Manuela Rauer sagt: «Wenn es sich um eine gewünschte Schwangerschaft handelt und alle Beteiligten glücklich sind, spricht nichts dagegen, schon früh von der Schwangerschaft zu erzählen.»

Haben Frauen bereits eine Fehlgeburt erlitten, versuche sie im Gespräch zu erfahren, wie stark der Rückhalt aus dem familiären Umfeld ist, sagt Rauer. «Je größer der Kinderwunsch ist, desto stärker und früher findet auch eine Bindung ans Kind statt», sagt Klein. Im Falle eines Kindesverlustes sei folglich auch die Trauer größer. Daher sei es wichtig, vertraute Menschen um sich zu haben, von denen eine empathische Anteilnahme zu erwarten sei.

Vorteile und Nachteile

Halima Lohbeck, Bloggerin, Arbeitsrechtlerin und Mutter von zwei Söhnen, ist ihre Schwangerschaften zuversichtlich angegangen: «Als ich von meinen Schwangerschaften erfahren habe, habe ich mich so darüber gefreut, dass ich gleich allen davon erzählen wollte.» Sie hält nichts davon, lange mit der frohen Botschaft zu zögern. «Spätestens in der 7. Schwangerschaftswoche wussten alle Bescheid», sagt die 39-Jährige.

Ihre Freude habe sie nicht nur mit ihrem engsten Familien- und Freundeskreis teilen wollen. Auch in der Arbeitswelt gebe es durchaus Vorteile, früh von der Schwangerschaft zu erzählen, meint Lohbeck. «Es gibt bestimmte Arbeitsschutzbestimmungen, wie etwa die Einhaltung gewisser Arbeitszeiten, die logischerweise nur greifen können, wenn der Arbeitgeber auch von der Schwangerschaft weiß.»

Was für manche ein Grund ist, früh von der Schwangerschaft zu erzählen, hält andere wiederum genau davon ab, weiß Manuela Rauer aus Erfahrung. In gewissen Bereichen müssen Schwangere sofort die Arbeit niederlegen. Betroffen seien alle Frauen, die in Berufen mit hoher Infektionsgefahr arbeiten, wie etwa Erzieherinnen, Ärztinnen, Krankenschwestern oder auch Hebammen. «Frauen, die gerne arbeiten, halten ihre Schwangerschaft oft länger geheim», sagt Rauer. Dabei müsse das Wohl von Mutter und Kind jedoch immer an erster Stelle stehen.

Eine Frage des Naturells

In ihrem Berufsalltag als Hebamme habe sie außerdem beobachtet, dass Frauen, die im Falle einer schweren Krankheit des Kindes einen Schwangerschaftsabbruch erwägen, auf Nummer sicher gehen wollen. Sie warteten erst einmal weitere Untersuchungen wie beispielsweise das Ersttrimesterscreening ab, sagt Rauer. Diese Untersuchung wird zwischen der 10. und 14. Schwangerschaftswoche angeboten und macht eine Aussage zur Wahrscheinlichkeit einer Chromosomenabweichung wie etwa dem Down-Syndrom.

Wann werdende Eltern letztendlich mit der Botschaft an die Öffentlichkeit gehen, sei immer auch eine Frage des Naturells, sagt Halima Lohbeck. Manche Frauen machen solche Ereignisse eher mit sich selbst aus – sie jedoch sei ein ganz anderer Typ. «Ich will alles Schöne sofort mit Freunden und Familie teilen – genauso wie die weniger schönen Erlebnissen.»

Fotocredits: Christin Klose
(dpa/tmn)

(dpa)

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