Was Freie Alternativschulen anders machen

Huntlosen – Die Freie Humanistische Schule liegt am Dorfrand von Huntlosen, in der Nähe von Oldenburg. Sie ist eine von rund 100 Schulen, die dem Bundesverband der Freien Alternativschulen angehören.

Selbstbestimmt lernen, die Regeln der Schule demokratisch mitbestimmen und respektvoll miteinander umgehen – das sind die Grundprinzipien, die alle Freien Alternativschulen miteinander teilen. «Die Schüler haben ein entscheidendes Mitspracherecht, was, wann und wo sie lernen», sagt Tilmann Kern, der Geschäftsführer des
Verbands. Alle Schulen sind klein und überschaubar, viele von ihnen verzichten auf Noten.

In Huntlosen ist der Schulwald Spiel- und Lernort zugleich. Und in der Werkstatt entstehen Stelzen aus Holz, Skulpturen oder Scherenschnitte. «Wir machen Angebote, und die Schüler können diese annehmen oder auch nicht», sagt die Schulleiterin Katharina Krebs. Sie ist überzeugt, dass die Kinder und Jugendlichen besser lernen, wenn sie sich aus freien Stücken für eine Aufgabe entscheiden.

Christiane Gaefke hat die
Schule in Huntlosen bei einem Tag der offenen Tür kennengelernt und war sofort begeistert: «Das Gelände ist toll, die Räume sind hell, bunt und groß, fast alle haben eine Tür direkt nach draußen.» Ihre neunjährige Tochter Carlotta ist nach der ersten Klasse hierher gewechselt. Das Schulgeld wird einkommensabhängig berechnet und beginnt bei 150 Euro plus 10 Euro Materialgeld pro Kind.

Viele
Alternativschulen sind aus Elterninitiativen entstanden, und das nicht nur in Großstädten wie Hamburg oder Berlin. Auch in ländlichen Gegenden, wo die Schulwege oft weit sind, gründen Eltern eigene Schulen. Von anderen Privatschulen, beispielsweise konfessionellen, internationalen oder Waldorfschulen, unterscheiden sich die Freien Alternativschulen in ihrer pädagogischen Ausrichtung: Lernen ist auch hier wichtig, aber es funktioniert anders. An Freien Alternativschulen ist es zum Beispiel ganz normal, dass nicht jedes Kind zur gleichen Zeit lesen lernt.

Aber was passiert bei einem Schulwechsel, zum Beispiel nach der Grundschulzeit oder bei einem Umzug? Manche Eltern befürchten, dass ihr Kind auf einer Regelschule nicht mehr klarkommt. Wie der Wechsel in solchen Fällen gelingt, dazu gebe es bisher kaum empirische Studien, sagt Prof. Kai Maaz, Leiter der Abteilung «Struktur und Steuerung des Bildungswesens» am Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung. «Wenn ein Kind sehr langsam oder auch sehr schnell lernt, und das nicht mehr mit dem Regelstoff übereinstimmt, kann es bei einem Wechsel tatsächlich zu Problemen kommen», sagt der Wissenschaftler.

Christiane Gaefke ist zuversichtlich, dass ihre Tochter einen eigenen Weg findet. «Wenn Carlotta mit der Schule fertig ist, hat sie viele Möglichkeiten weiterzumachen. Und auch das Abitur ist kein Hexenwerk.» Wichtiger als Wissen nach Lehrplan ist der Mutter, dass Carlotta ihren Bedürfnissen entsprechend lernen und herausfinden kann, was ihr im Leben wichtig ist.

Fotocredits: Markus Hibbeler,Markus Hibbeler,Markus Hibbeler,Markus Hibbeler,Markus Hibbeler,Markus Hibbeler
(dpa/tmn)

(dpa)

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