Auf Kurse wetten – So geht Geldanlage mit Zertifikaten

Bremen – Wer sein Geld vermehren will, hat bei der Geldanlage in Aktien oder Anleihen viele Optionen. Neben den klassischen Wertpapieren können Anleger auch Zertifikate in ihr Portfolio aufnehmen.

«Bei der Geldanlage mit Zertifikaten handelt es sich im Grunde um eine Wette auf die Entwicklung einer bestimmten Aktie oder eines bestimmten Indexes», sagt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen. Hierfür wird für das Papier ein bestimmter Basiswert festgelegt.

Anleger können dann etwa darauf wetten, dass der Deutsche Aktienindex (Dax) innerhalb einer bestimmten Zeit weiter steigt. Ist das der Fall, bekommen Anleger ihr eingesetztes Kapital zurück – und zusätzlich noch einen vorher vereinbarten Prozentsatz an Zinsen. «Wenn Anleger aber danebenliegen und der Dax fällt oder stagniert, bekommen sie keine Erträge und erhalten beispielsweise nur den aktuellen Kurswert wieder», erklärt Oelmann.

Anleger erwerben Zertifikate als Inhaberschuldverschreibungen von Banken oder Investmentgesellschaften. Die Papiere haben meist eine festgelegte Laufzeit. Am Ende der Laufzeit bestimmt sich dann, ob der Anleger die eingegangene Wette verloren oder gewonnen hat. «Die Konsequenzen daraus sind, je nach Zertifikat, sehr unterschiedlich. Wer eine Wette verliert, kann im schlimmsten Fall auch all sein eingesetztes Kapital verlieren», sagt Oelmann.

Grundsätzlich bieten Zertifikate aber auch Chancen. So können Anleger auf diese Weise zumindest indirekt in Märkte investieren, die sich über andere Formen von Wertpapieren nicht oder nur eingeschränkt abbilden lassen. Ein Beispiel dafür sind Märkte für einzelne Rohstoffe wie Gold oder Öl. Das setzt Oelmann zufolge jedoch voraus, dass sich Anleger intensiv mit dem jeweiligen Markt auseinandersetzen. Nur so können sie abschätzen, wie sich ein Kurs möglicherweise entwickeln wird.

«Zertifikate sind ein Geschenk für Marketingabteilungen und Verkäufer», erklärt Yann Stoffel, Finanzexperte der Stiftung Warentest. «Denn sie lassen sich oft als eierlegende Wollmilchsau darstellen.» Anleger und mitunter sogar Berater hätten es entsprechend schwer, Vor- und Nachteile der Struktur zu erfassen und gegeneinander abzuwägen. Das gelte auch für die Kostentransparenz.

Trotz einiger Fortschritte könne ein normaler Anleger oft immer noch nicht abschätzen, wie teuer ein Zertifikat wirklich ist. Nur so lasse sich aber die Qualität eines Zertifikates beurteilen, betont der Experte.

Problematisch sei auch das Emittentenrisiko – und damit die Wahrscheinlichkeit, dass der Herausgeber des Zertifikates pleitegeht. «Dann ist das Papier praktisch nichts mehr wert», sagt Stoffel. Die Einlagen sind nicht gesichert. Das sei beispielsweise bei der US-amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers im Jahr 2008 der Fall gewesen, ergänzt Oelmann.

Ein weiteres Risiko bestehe zudem durch die fehlende Flexibilität: Mit einer Anlage in einem Zertifikat binden Sparer ihr Kapital in der Regel für einen bestimmten Zeitraum bis hin zu mehreren Jahren. Über dieses Kapital können Anleger mitunter nur eingeschränkt verfügen – auch am Laufzeitende.

Entwickelt sich ein Basiswert zudem nicht so günstig wie beim Kauf angenommen, bekommen Anleger am Laufzeitende oft den Basiswert selbst – anstelle des Geldbetrags. Dieser ist bei vielen Zertifikaten eine Aktie. Doch Inhaber von Aktien erhalten in der Regel einmal im Jahr eine Dividendenzahlung des Unternehmens. «Bei Zertifikaten ist das nicht der Fall. Hier verzichten Anleger auf die Dividende», sagt Oelmann.

Für Lars Brandau vom Derivateverband DDV gehören Zertifikate hingegen in jedes erfolgreiche Depot. Dafür müssten Anleger auch verstehen, dass es zwar für jede Marktsituation das passende Produkt gibt. «Aber es gibt eben nicht das eine Produkt, das sich in jeder Situation positiv entwickeln kann», sagt Brandau. Anlegern rät Brandau deshalb dazu, vorab einen maximalen Verlust festzulegen. Ebenso sollten sie eine Zuwachsschwelle bestimmen, ab der sie ihre Gewinne mitnehmen wollen. «Dann sollten Anleger sich strikt an ihr festgelegtes System halten», sagt der Experte.

Fotocredits: Frank Rumpenhorst
(dpa/tmn)

(dpa)

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