Riskante Finanzprodukte: Beim CFD-Handel zählt Kursdifferenz

Bremen (dpa/tmn) – Im Internet finden risikofreudige Anlegern sogenannte CFDs. Die Abkürzung steht für Contracts for Difference, in Deutschland heißen sie Differenzkontrakte. Das sind Finanzprodukte, bei denen Anleger auf die künftigen Kursentwicklungen eines Basiswertes spekulieren.

Tritt die Prognose ein, können Anleger unter Umständen hohe Gewinne machen – aber auch hohe Verluste. Denn: «Läuft die Kursentwicklung des Basiswertes nicht wie gewünscht, ist ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals schnell möglich», erklärt Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Bremen. Für unerfahrene Privatanleger seien CFDs deshalb ungeeignet.

Das Ganze funktioniert so: Der Anleger kauft nicht ein Wertpapier selbst, sondern spekuliert auf die künftige Entwicklung. Anleger können damit auf fallende Kurse setzen oder sie gehen von steigenden Kursen aus. «Je nachdem was sie wetten und wie sich der Wert dann tatsächlich entwickelt, machen sie Gewinn oder Verlust», sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz.

Die Laufzeit ist unbegrenzt. Der Anleger entscheidet selbst, ob und wann er kauft oder verkauft. «Allerdings fallen bei CFDs für offene Kauf-Positionen täglich Finanzierungskosten in Form von Zinsen an», warnt Kurz. Ab einer gewissen Haltedauer könnten diese durchaus ins Gewicht fallen. Da Anleger das Produkt aber selbst nie besitzen, sondern nur die Wett-Option nutzen, ist der Kapitaleinsatz in der Regel wesentlich geringer als beim Kauf von Aktien. Anleger müssen nur eine Sicherheitsleistung hinterlegen, die Margin.

Ein wichtiger Effekt ist zu berücksichtigen: die Hebelwirkung. Dadurch können Anleger unter Umständen überproportional an steigenden oder fallenden Kursen eines bestimmten Basiswertes partizipieren. «Steigt der Basiswert beispielsweise um ein Prozent, steigt der Wert des CFDs je nach Ausgestaltung um das Zehnfache oder auch mehr», erklärt Oelmann. Kurz veranschaulicht den Hebel-Effekt: Wenn die Aktie bei 100 Euro notiert ist, entspricht dies auch dem Wert des CFDs. Der Händler verlangt nun etwa eine Sicherheitsleistung von 10 Prozent. Der Anleger muss also 10 Euro als Preis für das Kontrakt zahlen. Steigt die Aktie nun um 10 Prozent auf 110 Euro, notiert der CFD ebenfalls bei 110 Euro. Der Anleger hat damit ein Plus von 100 Prozent – bezogen auf seinen Einsatz von 10 Euro.

«Je kleiner die Margin oder Sicherheitsleistung auf dem Konto, desto größer der Hebel», sagt Daniela Bergdolt von der Arbeitsgemeinschaft Bank- und Kapitalmarktrecht des Deutschen Anwaltvereins. Der Anleger hinterlegt 10 Prozent des Basiswertes – der Hebel ist also auch 10. Der Gewinn oder der Verlust verzehnfachen sich also. Bei einem eingesetzten Kapital von 10 000 Euro und einem Anstieg des Basiswertes um 1 Prozent berechnet sich der erwirtschaftete Gewinn durch den Hebel aus 100 000 Euro. Der Gewinn würde dann also zehnmal soviel betragen – nämlich 1000 Euro. Doch Vorsicht: «Das Risiko bei der Hebelwirkung besteht darin, dass Verluste genauso verstärkt werden wie Gewinne», sagt Kurz.

Im schlimmsten Fall verliert man mehr als das eingesetzte Kapital. Entwickelt sich der Aktienpreis negativ und der Nettoverlust steigt über die zu Anfang geleistete Einzahlung, muss der Anleger sogar Geld nachschießen. Bei CFDs besteht in der Regel eine unbegrenzte Nachschusspflicht, erklärt Bergdolt. Das könne sogar das gesamte Vermögen gefährden. «Diese Produkte sind nur etwas für sehr erfahrene Anleger, die wissen, dass sie eine Menge Geld verlieren können und dies bewusst in Kauf nehmen», warnt Bergdolt.

Fotocredits: Monique Wüstenhagen

(dpa)

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