HIV wird bei Frauen in Europa oft zu spät erkannt

Stockholm – Bei jeder zweiten Europäerin mit einer HIV-Infektion wird die Erkrankung erst in einem späten Stadium erkannt. Darauf hat das Europäische Zentrum für Krankheitsprävention und -kontrolle (ECDC) anlässlich des Welt-Aids-Tages hingewiesen.

Dies gelte vor allem für Frauen im Alter von 40 bis 49 Jahren, bei denen eine zu späte Diagnose drei- bis viermal wahrscheinlicher sei als bei jüngeren. Das Problem einer späten Diagnose sei, dass das Immunsystem zu diesem Zeitpunkt bereits zu versagen anfange.

Wie aus einem auf Daten des Jahres 2018 basierendem Bericht von ECDC und dem Regionalbüro Europa der Weltgesundheitsorganisation WHO hervorgeht, machen Frauen rund ein Drittel der mehr als 141.500 neuen HIV-Diagnosen in der Region aus. Etwa vier Fünftel der neuerkrankten Frauen leben im östlichen Teil der WHO-Region Europa. Generell ging die Zahl der Aids-Fälle in der EU und im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) demnach im vergangenen Jahrzehnt stetig zurück, während sie sich in östlicheren Ländern nahezu verdoppelt hat, sich zuletzt aber stabilisierte.

54 Prozent der bekannten HIV-Fälle unter Frauen seien erst in einem späten Stadium erkannt worden, erklärte die ECDC. Die Abdeckung mit HIV-Tests sei in der WHO-Region Europa noch immer relativ gering. Gleichzeitig deuteten diese Anteile an Spätdiagnosen auch darauf hin, dass HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten bei älteren Erwachsenen nicht ausreichend thematisiert würden.

«Bei Frauen wird HIV generell später diagnostiziert als bei Männern. Und umso älter sie sind, umso länger leben sie mit nicht diagnostiziertem HIV», erklärte ECDC-Direktorin Andrea Ammon. Es erscheine so, als versagten die derzeitigen Systeme und Testbemühungen bei Frauen und älteren Erwachsenen.

Zu Europa zählen ECDC und WHO neben den EU- und EWR-Ländern auch Russland und andere frühere Sowjetstaaten. Insgesamt fallen 53 Länder in die Auswertung, aus Tadschikistan, Usbekistan und Turkmenistan waren jedoch keine Daten verfügbar.

Fotocredits: Oliver Berg
(dpa)

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