Schadstoffe lauern in Alltagsprodukten

Berlin – In vielen Alltagsprodukten finden sich hormonelle Schadstoffe, die negative Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen haben können. «Sie reichern sich im Körper an und verändern Gewebe», warnte Prof. Bernd Fischer, Direktor des Institutes für Anatomie und Zellbiologie in Halle.

Hormongifte werden mit Erkrankungen wie Krebs oder mit Unfruchtbarkeit in Verbindung gebracht. Diese Schadstoffe sind synthetisch hergestellte Chemikalien, die in das Hormonsystem eingreifen. Der Mensch nimmt sie über die Nahrung oder die Haut auf. Fischer geht davon aus, dass diese Stoffe auch für Übergewicht mitverantwortlich sind und Stoffwechselerkrankungen verursachen.

Die Effekte von Hormongiften unterscheiden sich generell nach Konzentration, ihre Wirkung kann sich im Gemisch verschiedener Stoffe ändern. Oft ist es nicht das einzelne Produkt, das krank macht, aber die Belastung durch eine Vielzahl von Quellen, warnt der
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Dem BUND zufolge findet sich etwa Bisphenol A, ein Grundstoff zur Herstellung von Plastik, in einigen Babyschnullern oder Konservendosen. Damit Kunststoffe biegsam sind, kommen oft Phthalat-Weichmacher zum Einsatz – genau wie in Kosmetik, etwa in Haut- und Sonnencremes oder Shampoo. Die Weichmacher stehen zum Beispiel in Verdacht, fortpflanzungsgefährdend zu sein. Einige der Stoffe sind für Kosmetika verboten. Die Weichmacher DEHP, DBP und BBP sind derzeit grundsätzlich bei der Herstellung von Spielzeug und Babyartikeln nicht erlaubt.

Es gebe jedoch Produkte, die nicht als Spielzeug gekennzeichnet sind, aber trotzdem für Kinder gedacht sind, kritisiert BUND-Chemikalienexperte Manuel Fernández. Er nennt Schnorchel und Taucherbrillen als Beispiel. Obwohl Kinder diese Produkte in den Mund nehmen, gelten die Grenzwerte für Spielzeug demnach hier nicht.

Gleichzeitig kommen Weichmacher wie DEHP auch in Lebensmitteln vor. Nach Angaben des Bundesamts für Risikoschutz ist die Belastung allerdings für die große Mehrheit der Bevölkerung so gering, dass kein Gesundheitsrisiko besteht. Eine abwechslungsreiche Ernährung und das regelmäßige Wechseln der Produktmarken seien aber sinnvoll.

Der BUND rät außerdem, Lebensmittel möglichst frisch und unverpackt zu kaufen. Wenn Lebensmittel mit Weich-PVC verpackt sind, können die Schadstoffe in sie übergehen. Sinnvoll sei es außerdem, zu Hause regelmäßig zu lüften. Denn
Schadstoffe sammeln sich in Baumaterialien und Möbeln.

Vom BUND gibt es außerdem die kostenlose App ToxFox (für
Android und
iOS), die das Einscannen des Barcodes von Produkten erlaubt. Im nächsten Schritt wird dann angezeigt, ob es besonders gefährliche Inhaltsstoffe gibt. Ist ein Produkt noch nicht in der Datenbank gelistet, können Verbraucher über die App eine Anfrage an den Hersteller stellen. Derartige Anfragen lassen sich auch online über das
Bundesumweltamt stellen. Unternehmen sind verpflichtet, die entsprechenden Informationen binnen 45 Tagen nach Eingang des Ersuchens kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Fotocredits: Christin Klose
(dpa/tmn)

(dpa)

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