Wintersportmode wird nachhaltiger

München – Wasserdicht, warm, atmungsaktiv – und umweltverträglich. Bei der Wintersportkleidung setzen immer mehr Hersteller auf Nachhaltigkeit, wie auf der
Sportartikelmesse Ispo in München (3. bis 6. Februar) zu sehen ist.

«Recycling ist gesamtgesellschaftlich ein Riesenthema, und die Branche erkennt das natürlich», sagt Fachjournalist und Outdoor-Experte Ralf Stefan Beppler. Er glaubt: «Wer in Zukunft noch Sondermüll herstellt, wird ein Problem kriegen.»

Kaffeesatz in der Jacke und weniger Mikrofasern im Wasser

Die Herangehensweisen für ein möglichst ökologisches Produkt sind vielfältig. Fleece-Produzent Polartec setzt auf eine neue Technik, durch die beim Waschen der Kleidung wesentlich weniger Mikrofasern ins Wasser gelangen sollen als bei vergleichbaren Produkten. Das Prinzip der Power-Air-Technologie: Die losen Fasern werden im Strickprozess in kleinen Lufttaschen eingeschlossen, aus denen sie nicht entweichen können.

Das französische Label Picture Organic Clothing verarbeitet in seiner Jacke «Harvest» unter anderem eine Membran, die zu etwa einem Drittel aus dem Öl von Rizinussamen besteht. Der deutsche Hersteller Schöffel erreicht nach Angaben von Produktmanagerin Johanna Keinath in der Ski- und Outdoor-Kollektion für die Wintersaison 2019/20 einen Anteil von 20 Prozent an recycelten Materialien – darunter getrockneter Kaffeesatz. Die S.Café-Fasern sollen geruchshemmend wirken.

Reperatur Service und Hauseigener Second Hand Shop

Ein weiterer Nachhaltigkeitsansatz von Schöffel ist der Service Factory: Kunden können beschädigte Kleidung einsenden und für rund 40 bis 60 Euro reparieren lassen – etwa nach einem Sturz, bei dem der Stoff aufgerissen ist. Der kalifornische Hersteller Patagonia geht noch weiter: Im Internet gibt es Anleitungen zur Selbstreparatur und einen
Marktplatz für gebrauchte Sachen. Zwei Drittel der kommenden Winter-Kollektion seien Fair-Trade-zertifiziert, sagt ein Sprecher.

Wer unter ökologischen Gesichtspunkten Wintersportmode kauft, kann sich an bestimmten Siegeln orientieren. Die Verbraucher Initiative empfiehlt das bluesign-Zeichen, das hohe Umweltstandards fordert, und das Siegel der Fair Wer Foundation, mit dem sozial verantwortlich produzierte Outdoor-Kleidung gekennzeichnet wird.

Nicht alles ist Wiederverwertbar

Was passiert mit der Kleidung, wenn diese nicht mehr genutzt wird? Nicht alles lässt sich recyceln. «Bei den Membranen gibt es Grenzen, Laminate etwa sind schwierig», sagt Beppler. Manchmal erschwert nur ein Stoff die Wiederverwertung einer Textile: Einzelne Bestandteile seien nur schwer zu trennen, erklärt Beppler. «Sortenreine» Produkte seien an dieser Stelle besser.

Oder Stoffe sind biologisch abbaubar. Das soll nicht mehr nur für Naturprodukte wie Wolle gelten. Der Materialhersteller Primaloft hat zur Ispo eine Technologie vorgestellt, dank derer sich synthetische Fasern biologisch abbauen können. Das gilt unter bestimmten Bedingungen, wie sie nach Unternehmensangaben etwa auf Mülldeponien oder im Meer vorherrschen. Dahinter stecke ein komplexer Prozess, sagt Florian Schneiderbanger von Primaloft. Vereinfacht gesagt, seien diese Fasern so behandelt, dass sie für dort vorkommende Mikroben attraktiv scheinen.

Ein Bestandteil der Faser sei «wie eine Art Zucker» für sie. Die Mikroorganismen verdauen die Faser und zersetzen die Inhaltsstoffe – am Ende sollen Wasser, Kohlenstoffdioxid, Methan und Biomasse übrigbleiben. In die Wintersportmode wird diese Technologie wohl ab der Saison 2020/21 Einzug halten.

Fotocredits: Michael Müller,PrimaLoft,PrimaLoft,Seth Thompson,Tom Nebe,Picture Organic Clothing,Tom Nebe,Frommel Fotodesign
(dpa/tmn)

(dpa)

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